Es macht sowas von Klick!

Manche Herausforderungen bleiben, egal wie lange man den Job schon macht. Sie laufen neben einem her, wie ein kleiner Schatten, den man nicht loswird.

Aber zunächst möchte ich mich vorstellen. Ich bin Jürgen und ich bin Führungskraft. Mein Team besteht aus einem „bunten Haufen“ von insgesamt 16 Vertrieblern.

Vertriebler sind speziell - eigenständig, zielorientiert, selbstständig und für ihre Ergebnisse verantwortlich. Die Erwartungen der Firma sind hoch und die Bedingungen nicht unbedingt einfach. Damit müssen wir klarkommen und ich als Führungskraft muss zu allen einen Zugang finden. Bei den meisten klappt das auch – außer bei einer, nennen wir sie Susanne.

Susanne ist eine erfahrene und versierte Mitarbeiterin, die ihre Region und ihre Kunden sehr gut kennt. Ich wusste von meinem Vorgänger, dass sie nicht so leicht zu führen ist. Nach zwei Jahren kann ich das bestätigen.

Ich kann gar nicht so richtig beschreiben, was es genau ist. Nach den Gesprächen mit ihr bin ich so gut wie immer frustriert und wenn ich ehrlich bin auch ein wenig hilflos.

Was habe ich nicht schon alles probiert. Ich war besonders freundlich und dann auch mal direkter und deutlich in meiner Kommunikation. Nichts hat wirklich funktioniert. Ich wurde das Gefühl nicht los, ich erreiche sie nicht, mit dem was ich sage und sie ist nicht wirklich offen zu mir.

Die klassischen Führungsinstrumente haben mich auch nicht weitergebracht. Meiner Firma ist der Erfolg natürlich wichtig und gleichzeitig ist sie auch offen für neue wirksame Formate. Diese Lernkultur weiß ich persönlich sehr zu schätzen.

Ich wählte Tia als Coach für dieses Thema. Sie kam mit einem Seminarschauspieler. Ich sollte mir eine Situation suchen, an der ich gefühlt schon lange hänge und nicht weiterkomme. Die Erfahrung mit Susanne haben wir gemeinsam durchleuchtet und analysiert, die beiden haben nach der Goldader gesucht und sie auch gefunden. Es wurde sehr deutlich, wie genau wer sich von uns im Gespräch verhält.

Im nachgestellten Mitarbeitergespräch hat der Schauspieler mich, Jürgen verkörpert. Ich saß ihm gegenüber, schweigend, in der Rolle von Susanne.

Kennen Sie das? Es gibt Situationen, da spürt man wie ein Schalter sich innerlich umlegt. Das war bei mir definitiv so. In dem Moment, in dem ich mir selber zusehen konnte, wie ich sitze, wie ich schaue, was ich sage … da machte es Klick!

Das war nicht wirklich angenehm, was ich da sah. Ich fühlte mich ertappt, von mir selber. Aber genau dieses Gefühl war meiner Lernerfahrung, das war besonders - besonders wertvoll!

Dann kam mir die wichtige Frage: „Kann ich es denn auch anders? Anders sitzen, anders sprechen, anders gucken?“ Ich ging in meine eigene Rolle zurück und wir „stellten“ die Situation erneut nach.

Heute begegne ich Susanne auf eine neue Art und Weise. Das Beste daran ist, auch sie nimmt mich anders wahr. Letztens hat sie betont, wie konstruktiv und angenehmen sie unser Mitarbeitergespräch empfunden hat.

Ich wünsche jedem die Erfahrung, wenn der Schalter sich innerlich umlegt. Wenn es spürbar klick macht.

 

(Die Geschichte ist real, die Namen selbstverständlich fiktiv)